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  5. Politiken des Uranabbaus in Tansania – Die Herstellung einer Ressource?

Ressourcenpolitik

Patrick Schukalla

Seit dem Anbeginn der technisch-industriellen Nutzung der nuklearen Brennstoffkette waren Orte in Afrika als Quellen für Uran, der entscheidenden Basis eines jeden Atomprogramms, involviert. 
Auch heute, nach den Ereignissen in Fukushima und den Diskussionen um einen Ausstieg aus der Atomenergie in einigen Staaten sowie der zeitgleich geführten Debatte um eine Renaissance der zivilen Nutzung von Kernenergie, findet die Rolle afrikanischen Urans weiterhin vergleichsweise geringe Beachtung. 
An das neu aufkommende Interesse an der gesellschaftswissenschaftlichen Auseinandersetzung mit „natürlichen“ Ressourcen und deren Ausbeutung anschließend, setzt sich dieses Projekt mit den Prozessen auseinander, die das tansanische Uran zur Ressource werden lassen. Das empirische Feld soll hierbei als Assemblage sozialer, technologischer und materieller Aspekte konzeptualisiert werden. 
Während in Tansania bereits vor der Unabhängigkeit des ostafrikanischen Staates in den 1950er Jahren Uranvorkommen entdeckt wurden, entstand  ein kommerzielles Interesse an der weiteren Exploration dieser Ressource erst in den 1990er Jahren. Bis heute hat die tansanische Regierung etwa 20 Explorationslizenzen vergeben, die die Vorarbeiten und den beginnenden Abbau regulieren sollen. Die im Jahr 2003 gegründete tansanische Atomenergiebehörde, die „Tanzania Atomic Energy Commission“, stellt hierbei eine der zentralen Institutionen dar. Ihr Auftrag, die Bemühungen um den beginnenden Uranabbau voranzutreiben, trifft auf Kritik zivilgesellschaftlicher Akteure, nationaler wie internationaler Bewegungen und NRO. Diese weisen auf die möglichen Gefahren und Folgen des Uranabbaus hin und deuten auf aktuelle wie potentielle Interessenkonflikte im Kontext der Planung und Implementierung der Vorhaben. Das Forschungsprojekt zielt hierbei insbesondere auf die Auseinandersetzung mit der diskursiven, technologischen und sozialen Praxis der Herstellung einer Ressource in einem Feld widerstreitender Rationalitäten.