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Peter Sebald- und Trutz von Trotha-Bestand

Peter Sebald- und Trutz von Trotha-Bestand

Peter Sebald (1934-2018) wurde in Niesky geboren und studierte nach dem Abitur Universalgeschichte mit dem Schwerpunkt Kolonialgeschichte und Geschichte Afrikas in Leipzig. 1956 schrieb er seine Staatsexamensarbeit über die deutsche Herrschaft in Kamerun. Im gleichen Jahr wurde er Lektor für Literatur aus und über Asien, Afrika und Lateinamerika beim Dietz-Verlag in Berlin. Neben der Verlagsarbeit begann Sebald, die seit 1956 im Deutschen Zentralarchiv Potsdam verwahrten Akten des Reichskolonialamts zu studieren. Er konzentrierte sich auf die Kolonie „Togoland“. Das Material floss nur zum Teil in seine Doktorarbeit ein, die er bis 1966 bei Professor Walther Markov über Gottlob Adolf Krause schrieb. Danach wurde er bis 1971 mehrfach Leiter des Hauses der Freundschaft (dem DDR-Kulturinstitut) in Sansibar und bereiste für die Freundschaftsgesellschaft DDR-Afrika verschiedene afrikanische Staaten. Von 1972 bis 1978 war er Chefredakteur der wissenschaftlichen Zeitschrift Asien, Afrika, Lateinamerika, die ab 1973 im Akademie-Verlag erschien. Ab November 1978 konnte Sebald wieder selbst wissenschaftlich arbeiten, und zwar am Zentralinstitut für Geschichte (später Institut für Allgemeine Geschichte) der Akademie der Wissenschaften. Nach seiner Habilitation 1984 veröffentlichte er 1988 sein Hauptwerk „Togo 1884-1914. Eine Geschichte der deutschen ‚Musterkolonie‘ auf der Grundlage amtlicher Quellen“. Ab 1991/92 konnte er im Auftrag des französischen Forschungsinstituts ORSTOM im Nationalarchiv in Togo forschen. Auch als Rentner (ab 1994) setzte er seine jährlichen dreimonatigen Aufenthalte in Lomé fort.

Im Jahr 2015 erhielt das ZMO seinen überwiegend afrikabezogenen Vorlass, der u. a. aus Aktenabschriften und -kopien, Transliterationen, Schriftwechseln, Manuskripten, Fotos und Büchern besteht. Nach 1990 hatten sich die deutsch-deutschen Togospezialisten Dr. Peter Sebald und Prof. Dr. Trutz von Trotha persönlich kennengerlernt. Aufgrund einer Absprache erhielt der länger lebende Sebald Togo-bezogene Unterlagen und Bücher aus dem Nachlass von Trutz von Trotha (1946-2013). Die Bücher von Sebald und von Trotha gingen in den Bibliotheksbestand des ZMO über. Der Sondersammlungsbestand umfasst 102 Archivboxen und ca. 28.000 digitale Objekte von Sebald sowie 20 Archivboxen und 7 Karteikästen von Trotha.

Die Erschließung steht noch aus.

Peter Sebald- und Trutz von Trotha-Bestand im ZMO Repositorium 

Literatur:

Alisher Karabaev: Der Sebald-Trotha-Nachlass am Leibniz-Zentrum Moderner Orient, Berlin. ZMO Working Papers, Nr. 24, 2019 (https://repositorium.zmo.de/receive/zmo_mods_00000062)

Silke Nagel und Alisher Karabaev: Kolonialismus und nationaler Befreiungskampf im Nachlass und Lebensweg des Afrikaforschers Peter Sebald, in: Heinz Peter Brogiato, Matthias Röschner (Hg.), Koloniale Spuren in den Archiven der Leibniz-Gemeinschaft, Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag 2020, S. 144-153. Nachdruck in: Leibniz-Zentrum Moderner Orient. New Directions in Research 2020-2022. Thinking through Translocal Entanglements, Berlin 2023, S. 78-85 (https://repositorium.zmo.de/receive/zmo_mods_00000431)