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Formen Staaten Religionen? - Zwischen theologischem Eigensinn und politischer Anpassung

Kurzvorträge und anschließend Gespräch.

4. Kooperationsveranstaltung zwischen der Gesellschaft zur Förderung des ZMO e.V.,  Maecenata Stiftung und Katholischer Akademie in Berlin.

Die Trennung von Religion und Staat erscheint uns als Selbstverständlichkeit und staatliche „Religionspolitik“ als Versuch, das Religiöse von außen einzuhegen. Und doch erleben wir immer wieder, dass die Bereiche sich überlappen und wechselseitig beeinflussen. Besonders deutlich wird die Komplexität dieses Verhältnisses, wenn wir uns von westlichen Perspektiven und von der Gegenwart lösen. Heinrich Barth, der wohl bedeutendste deutsche Afrikareisende des 19. Jahrhunderts, kann uns u.a. auch als Zeuge für den Wandel religiöser Selbstwahrnehmungen im Verhältnis zum Staat im vorkolonialen Westafrika dienen.

Von diesem historischen Ausgangspunkt gehen wir der Frage nach Religionspolitik als einer wechselseitigen Interaktion zwischen staatlichen und religiösen Akteuren nach. Dabei geht es um die Produktion religiösen Wissens, aber auch um überstaatliche Vernetzungen und um die Beziehungen zwischen verschiedenen Religionen.

Diese Fragen möchten wir entlang von drei Länderbeispielen verfolgen. Ein erster Blick richtet sich hierbei auf neuere Entwicklungen im heute multireligiösen Westafrika – nach Barths Reise, in der Religion und Politik zu verschmelzen schienen.

In der Türkei scheint heute der Staat den Islam stark zu fördern. Doch nicht alles, was dort im Namen des Islam geschieht, muss ja legitim im Sinne muslimischer Theologen und Theologinnen sein. Hier wären wir beim theologischen Eigensinn.

Davon ausgehend schlagen wir schließlich den Bogen zurück nach Deutschland und befragen einen muslimischen Theologen nach seiner Sichtweise auf die staatliche Islampolitik hierzulande: Was hilft der Kommunikation der Religionsvertreter, untereinander aber auch im Gespräch mit ihren christlichen Kollegen, und wo scheint der Staat zu viel Anpassung zu verlangen?

 

Asst. Prof. Dr. Aysun Yasar hat in Bamberg Islamwissenschaft, Politik- und Kommunikations-wissenschaft studiert sowie 2012 im Fach Islamwissenschaft als Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung promoviert. 2018 und 2019 war sie Gastprofessorin am Institut für islamisch-theologische Studien der Universität Wien (Österreich).  Sie ist Mitglied des Beirats des Departments Islamisch-Religiöse Studien der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Derzeit lehrt sie im Fachbereich islamische Geschichte an der Fakultät für islamische Wissenschaften der Universität Kilis (Türkei) und ist Lehrbeauftragte am Institut für islamisch-theologische Studien an der Universität Wien. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören türkischer Islam, Migration und Migrationsfolgen in islamischer Geschichte und heute, sowie Prophetenbiographie (sira).

Prof. Dr. Bekim Agai ist Direktor der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) und außerdem Professor für Kultur und Gesellschaft des Islam in Geschichte und Gegenwart am Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam und geschäftsführender Direktor des ZEFIS Frankfurt/Gießen. Zuvor (bis 2013) war er Leiter der BMBF geförderten Nachwuchsforschergruppe „Europa von außen gesehen – Formationen nahöstlicher Ansichten aus Europa auf Europa“. Zu seinen Forschungsschwerpunkte gehören auch Fragen rund um die Herausforderungen, die aus der Beheimatung des Islam in Deutschland für Muslime und Nichtmuslime resultieren.

Dr. Ramzi Ben Amara war Koordinator der DAAD-Projekte Tunesien im Wandel, Maghreb im Wandel und Inception of an MA in African Studies an der Faculté des Lettres et des Sciences Humaines in Sousse. Seit Oktober 2015 arbeitet er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und lehrt Ethnologie und Afrikastudien in derselben Institution. In 2020 wurde er zum Direktor vom „Département  d‘anthropologie“ gewählt.  Zuvor arbeitete der Religionswissenschaftler über muslimische Aktivisten in Nigeria und promovierte über eine nigerianische Reformbewegung und deren Wahrnehmung von Scharia-Implementierungen. Seit seinen Forschungsinteressen gehören Islam in Afrika, Sufismus, Reformbewegungen, religiöser Aktivismus und islamisches Recht.

 

Es gilt 3G.

Anmeldung unter information(at)katholische-akademie-berlin.de

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