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Leibniz-Forschungsverbund "Wert der Vergangenheit"

Zentraler Gegenstand des interdisziplinären Leibniz-Forschungsverbundes "Wert der Vergangenheit" (LFVWdV) sind „Wertbildungsprozesse und Wertekonkurrenzen in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen über die Vergangenheit“.

Der Forschungsverbund analysiert die Bedeutung und den Status der Vergangenheit für Gesellschaften, vor allem in Zeiten politischer und sozialer Transformationsprozesse, aber auch in Krisen und Konflikten in nationalem oder globalem Maßstab. Im Rahmen des Verbundes arbeiten Forscherinnen und Forscher aus 21 Instituten, Forschungsmuseen und bildungswissenschaftlichen Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam mit nationalen und internationalen Kooperationspartnern. 

Das ZMO bringt sich in die drei thematischen Bereiche (HUBs) des Leibniz-Forschungsschwerpunktes ein: Evidenzregime, raumzeitliche Ordnungsmuster und Vergangenheit als öffentliche Ressource.

 

Research Hub I fragt  nach Evidenzregimen, die die Vergegenwärtigung von Vergangenheit organisieren und den dabei entstehenden Spannungsfeldern zwischen Sprache, Performanz und Sinnwelt; zwischen Materialität und Medialität in objektbezogenen Plausibilisierungsstrategien sowie zwischen  Digitaler Heuristik und Historik. Mit dem DFG Langfristvorhaben “Modernes Indien in deutschen Archiven (MIDA)“ bringt sich das ZMO in Hub I ein, in erster Linie in die Diskussionen zur digitalen Heuristik und Historik. Fragen zur Erarbeitung von Meta-Archiven, zu Auswirkungen von Pertinenz-Logiken oder zur digitalen Repräsentation von Archivverflechtungen und -netzwerken sind hierbei zentral.

Research Hub II erforscht die Interdependenz von räumlichen und zeitlichen Ordnungsmustern in Prozessen vergangenheitsbezogener  Wertzuschreibungen. Unter dem Stichwort „geschichtskulturelle Eigenzeiten“ geht es um raumzeitliche Prägung von Erinnerungskultur. Untersucht werden weiterhin mit „Zeitlandschaften“ dynamische Räume, die als raumzeitliche Konstrukte begriffen werden. An diesen Diskussionen ist das ZMO mit dem Forschungsprojekt Relikte einer (anderen) Zukunft? - Das Nachleben der sozialistischen Stadt in Zentralasien und im Südkaukasus vertreten, in dem sich David Leupold dem Nachleben sozialistischer Zukunftsvisionen in umkämpften urbanen Räumen widmet. Im ZMO Forschungsbereich Umwelt und Gerechtigkeit besteht Interesse an den in diesem HUB begonnenen Debatten um das Anthropozän und damit verbundenen Fragen der Entgrenzung raum-zeitlichen Denkens in vergangenheitsbezigenen ökologischen Diskursen. 

Das zentrale Thema des Hub III ist die Vergangenheit als öffentliche Ressource. Aus drei unterschiedlichen Perspektiven wird hier untersucht, wie gesellschaftliche Akteure Geschichte öffentlich machen, sie neu bewerten, umdeuten oder verwerfen, und welche Rolle die Vergangenheit in Verteilungs- und Anerkennungskonflikten spielen kann. Im Zentrum stehen der Streitwert von Vergangenheit, Praktiken der Aneignung sowie vergangenheitsbezogene Kommodifizierungsprozesse. In das Hub III bringen Abdoulaye Sounaye und Heike Liebau Aspekte der von ihnen geleiteten ZMO-Forschungsbereiche in die Diskussionen um den Streitwert der Vergangenheit ein. In Kooperation, vor allem mit dem IEG Mainz, erörtern sie, wann und wie gesellschaftliche Transformationen, Krisen oder weiße Flecken in der Historiographie von politischen und religiösen Gruppen instrumentalisiert werden, um alternative Werte und Normen, selektive Lesarten und Konstruktionen der Vergangenheit zu produzieren (siehe z.B. die geplante Tagung: Iconic Figures: Intersecting Religious and Political Narratives of the Past.

Kontakt

Heike Liebau: heike.liebau(at)zmo.de

Leiterin des ZMO-Forschungsbereiches Geschichtsbilder als mobilisierende Kraft am ZMO und stellvertretende Sprecherin des Leibniz-Forschungsverbundes Wert der Vergangenheit. Heike Liebau koordiniert gemeinsam mit Arnold Bartetzky vom GWZO Leipzig und Magnus Brechtken vom IfZ München das LAB 3.1. Streitwert der Vergangenheit.