
Dieser Programmbereich untersucht, wie soziale Gruppen, Bewegungen und Netzwerke in ihren jeweiligen regionalen Kontexten Staat und Gesellschaft herstellen, repräsentieren und herausfordern. Insbesondere wird dabei die Frage erörtert, welche Faktoren zum Wandel sozialer Ordnungen beitragen. Der Programmbereich betont die historische Analyse, auch wenn er grundsätzlich interdisziplinär ausgerichtet ist.
Zwei Forschungsperspektiven stehen im Zentrum der Diskussion: einerseits die Bottom-up Perspektive, die lokalen Praktiken und Deutungen besonderen Raum schenkt, und andererseits die Rolle von Erinnerung und Erinnerungskultur bei der Konstitution und Herausforderung sozialer und kultureller Ordnungen.
Im Rahmen der ersten Perspektive werden lokale Vorstellungen von Staat, Staatlichkeit und anderen Formen sozialer Ordnungen untersucht, die sich von den Ideen zentralstaatlicher oder internationaler Akteure z.T. stark unterschieden. Es geht hierbei weniger um Diskursanalyse als um konkrete Praktiken in der Gestaltung von Beziehungen zwischen verschiedenen Gruppierungen sowie zwischen diesen und dem Staat. Der translokale Ansatz ermöglicht es dem Programmbereich, Prozesse der Konstitution und Disruption von Staaten, Nationen und anderen sozialen und politischen Gruppen und Ordnungen zu verstehen.
Erinnerung und Erinnerungskultur beschäftigen den Programmbereich in mehrfacher Hinsicht. Die Wissenschaftler*innen verstehen Erinnerungen und Repräsentationen sozialer Ordnungen als Schlüssel zur Etablierung und Herausforderung dieser Ordnungen. Hierbei spielt die Erinnerung an gelungenes, retrospektiv idealisiertes oder auch gescheitertes Gemein- oder Staatswesen eine ebenso tragende Rolle wie die Erinnerung an erlebte bzw. wahrgenommene (Un-)Gerechtigkeit. Besonders geht es auch um die Frage, wie Erinnerung aktiviert wird, um politische oder zivilgesellschaftliche Mobilisierung zu erreichen, was wiederum in einem engen Zusammenhang mit Fragen steht, welche im Kontext lokaler Vorstellungen von sozialer Ordnung verhandelt werden.
Der Programmbereich führt sowohl größere Gruppenprojekte als auch Klein- und Einzelprojekte zusammen und bringt sie produktiv miteinander ins Gespräch.