Ritam Sengupta – Timely Histories

Die Festlegung von Zeit in der nordindischen Provinz, in den 1800er-1900er Jahren

Dr. Ritam Sengupta (Wissenschaftlicher Mitarbeiter)

Dieses Projekt ist Teil des Moduls „Arbeit und Zeit“ von Timely Histories: Gesellschaftsgeschichte der Zeit in Südasien. In diesem Rahmen behandelt das Projekt Zeitlichkeit als konstitutive Dimension der Regime von Arbeit, Produktion und sozialem Leben, wie sie im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert im agrarischen Nordindien neu organisiert wurden.

In der bisherigen Geschichtsschreibung markieren häufig die globale Verbreitung von Uhren und Eisenbahnen den Ausgangspunkt für die Erforschung der Veränderungen und Standardisierung von Zeitvorstellungen und -praktiken. Alternativ dazu wird eine heterogene Gestaltung der Zeitlichkeit in kolonialen (und postkolonialen) Gesellschaften hervorgehoben, indem die signifikante Kontinuität religiöser und kultureller Modi oder zyklischer Vorstellungen von Zeitdenken, betont wird. Mein Projekt zielt darauf ab, neue Wege aufzuzeigen. Ich verstehe Zeitlichkeit als etwas „schief“ geschaffenes aus den Versuchen der technologischen Standardisierung und Formen kultureller Kontinuität. Anhand des langen 19. Jahrhunderts als eine Periode relativ intensiver Kommerzialisierung der Landwirtschaft in Nordindien, untersuche ich, wie die Neuformulierung von Dauer, Zyklizität, Gleichzeitigkeit und/oder Unmittelbarkeit in vier verschiedenen Arbeits- und Produktionsordnungen verwickelt war.

Erstens liegt die Frage der Zeit in den ökologischen Bedingungen begründet, die die landwirtschaftliche Produktion ermöglichen oder einschränken; diese Bedingungen sind ihrerseits technischen Veränderungen durch Bewässerungsanlagen wie Kanäle, Brunnen, Düngemittel usw. unterworfen. Zweitens untersuche ich eine Ordnung der zeitlichen Koordination, die aus den Regeln und Praktiken der Steuer- und Pachterhebung durch den Kolonialstaat besteht, um die sozialen und wirtschaftlichen Rhythmen auf dem Land zu verstehen. Drittens möchte ich untersuchen, wie die Monetarisierung und der ländliche Kreditmarkt sowohl mit der Landwirtschaft, als auch mit der Durchführung von Ritualen und Festen sowie mit sozialen Funktionen wie Hochzeiten zusammenhingen und somit ihre eigenen Parameter für Gegenwart und Zukunft lieferten. Schließlich strebe ich an, die Arbeitswelten der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte auch im Hinblick auf die zeitlichen Rahmenbedingungen zu charakterisieren, die sich aus der Notwendigkeit ergeben, an Bau-, Dienstleistungs- und Industriearbeitsplätzen teilzunehmen und zu migrieren.