Publication Search

Chalati, Noura

Transnationale Geheimdienstbeziehungen

Eine feldtheoretische Analyse des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) und der syrischen Geheimdienste während des Kalten Krieges

2022

ZIB Zeitschrift für internationale Beziehungen, 29, 2

p. 82-101

DOI: 10.5771/0946-7165-2022-2-82
Abstract

Der vorliegende Artikel greift die wachsende Kritik an der bisherigen Geheimdienstforschung und auch an weiten Teilen der Internationalen Beziehungen (IB) auf, welche Geheimdienste bisher weitestgehend ignoriert hat. Zu diesem Zweck schlage ich eine konzeptionelle Neuorientierung in der Forschung zu Geheimdiensten und geheimdienstlichen Beziehungen vor. Ich werbe für einen soziologisch inspirierten Ansatz und dafür, transnationale Nachrichtendienstbeziehungen als persönliche Beziehungen in und zwischen sozialen Feldern im Bourdieu‘schen Sinn zu untersuchen. Ich diskutiere die Stärken und Herausforderungen eines solchen feldtheoretischen Ansatzes für die Analyse von alltäglichen Praktiken, Konflikten und Interaktionen von Geheimdienstler*innen. Zunächst stelle ich dafür das theoretische Verständnis von national verorteten Geheimdienstfeldern mit transnationalen Praktiken vor. Anschließend diskutiere ich, wie Nachrichtendienstbeziehungen als transnationale Feldbeziehungen verstanden werden können und hebe die Bedeutung geteilter Geheimhaltung und transnationaler Lernprozesse hervor. Empirische Beispiele entstammen der Archivarbeit im Stasi-Unterlagen-Archiv zu den Beziehungen des Ministeriums für Staatssicherheit und der syrischen Geheimdienste.

This article addresses the growing criticism of Intelligence Studies and International Relations (IR) which, so far, has largely ignored intelligence agencies and cooperation. Therefore, I propose a conceptual reorientation in research on intelligence and intelligence relations. I advocate for a sociologically inspired approach and for examining transnational intelligence relations as personal relationships within and between Bourdieusian social fields. I discuss the strengths and challenges of such a field-theoretical approach for analysing the everyday practices, conflicts, and interactions of intelligence professionals. To do so, I first introduce the theoretical understanding of nationally situated intelligence fields with transnational practices. I then discuss how intelligence relations can be understood as transnational field relations and highlight the importance of shared secrecy and transnational learning processes. Empirical examples come from archival work at the Stasi Records Archive on the relations of the East German Ministry of State Security and the Syrian intelligence services.