Jahresbericht 2021
Bibliothek: Ursula Benzin, Thomas Ripper; Sondersammlung Forschungsakten: Alisher Karabaev
Benutzung
Aufgrund der anhaltenden Covid-19-Pandemie blieb die Bibliothek nur für die kontaktarme Ausleihe an MitarbeiterInnen des Institutes eingeschränkt geöffnet. Nach Termin-Absprache konnten bestellte Bücher von ZMO-MitarbeiterInnen abgeholt werden. Aber auch für auswärtige Gäste war es nach Termin-Absprache möglich, einzelne Materialien am Kopierer oder mit ihrem Smartphone zu scannen. Im April kam es zu einem verschärften Lockdown und das Gebäude blieb für auswärtige Gäste komplett geschlossen. Anfragen konnten aber weiterhin durch das Versenden von Digitalisaten bewerkstelligt werden.
Bestand
Im März wurden die aufwändigen Arbeiten zur Neugestaltung des zweiten Lesesaals im Lichthof des Gebäudes abgeschlossen. Bereits im Herbst 2020 war ein neues Regalsystem bestellt und geliefert worden, welches hier die Aufstellfläche für Bücher mehr als verdoppelt. Zudem unterstreichen die im Farbton auf die Farbe der antiken Holzverkleidungen des Raumes, welche bei dieser Gelegenheit erneuert wurde, abgestimmten neuen Holzregale nun die denkmalgeschützte Ansicht des Innenhofes. Die zuvor dort vorhandenen Metallregale aus dem Bestand der Historischen Kommission konnten im Kellermagazin wieder aufgebaut werden. Damit wurde auch im Magazin dringend benötigte Aufstellfläche für Bücher (vor allem aus dem Nachlass von Peter Sebald, den Schenkungen von Jakob Rösel und Werner Ende) geschaffen. Es wurden auch neue Tische und Stühle bestellt, welche den Bibliotheksbereich im Lichthof zusätzlich aufwerten. Diese Möbel sind zudem kompatibel zu den Möbeln im Veranstaltungsraum und lassen sich im Falle von größeren Veranstaltungen besser mit diesen kombinieren.
Entsprechend der in den Lesesälen der ZMO-Bibliothek geltenden Aufstellsystematik der Dewey-Dezimalklassifikation (engl. Dewey Decimal Classification, kurz DDC) wurde im Lichthof eine Schenkung von 411 Büchern der Omanischen Botschaft an der Systemstelle für die Geschichte des Oman (953.53) aufgestellt. Da diese Nummer in der Klassifikation ihren Platz an zentraler Stelle des neuen Regalsystems direkt vor den Tischen hat, erhielten jene aktuellen und wertvollen Bücher aus dem Oman quasi einen Ehrenplatz. Die 411 Bücher waren bereits im September 2020 von Saif Al Jahwari (Economic & Cultural Consoler, Sultanate of Oman Embassy) der Bibliothek des ZMO überreicht worden. Bis März 2021 wurden alle diese Titel, welche vor allem in arabischer Sprache aber auch in anderen Sprachen vorlagen, katalogisiert und eingearbeitet. Um der Vielfältigkeit der Themen jener Neuerscheinungen aus dem Oman gerecht zu werden, erhielt jedes Werk innerhalb der Kategorie Oman (953.53), welche auffällig durche einen roten Punkt markeirt wurde, jeweils eine neue Dewey-Signatur entsprechend dem jeweiligen untergeordneten inhaltlichen Aspekt. So finden sich innerhalb des Bereiches Oman die Bücher beispielsweise nach Literaturgeschichte, Politik, Wirtschaft, Naturwissenschaft usw. geordnet und können aufgrund dieser übersichtlichen Aufstellung im Regal komfortabel recherchiert werden.
Mit der Kataloigisierung von 13 Stehordnern Sonderdrucken wurde in diesem Jahr die Einarbeitung aller Buch-Materialien aus dem Sebald-Nachlass abgeschlossen. Die Mitarbeiterpublikationen der letzten Jahre wurden vollständig katalogisiert bzw. wenn möglich in digitaler Form open access über die Website zugänglich gemacht. Mit der Katalogisierung des Pakistan betreffenden Teiles von ca. 4 Buchregalmetern sowie zusätzlich 10 Stehordnern Sonderdrucken wurde an dem Langzeitprojekt der Einarbeitung der Sammlung Jakob Rösel weitergearbeitet. Auch die Katalogisierung und Einarbeitung von mehreren Kisten Sonderdrucken und grauer Literatur, welche Werner Ende der Bibliothek 2020 vermacht hatte, schritt in diesem Jahr voran. Abdoulaye Sounaye und Bello Adamou Mahamadou hatten für die Bibliothek ca. 30 Buchtitel in der Sprache Hausa erworben, welche umgehend katalogisiert und eingearbeitet wurden. Ergänzend möchte der kenianische Wissenschaftler Kadara Swalehe eine swahilisprachige Sammlung religiöser grauer Literatur zu Islam in Ostafrika für die ZMO-Bibliothek erwerben. Alle Buchtitel aus dem Nachlass von Dr. Reinhard Eisner zu Zentralasien, welche zum größten Teil in kyrillischer Schrift vorliegen, sowie fast alle gebundenen Materialien aus der Hinterlassenschaft von Prof. Trutz von Trotha zu Togo wurden katalogisiert und in den Bibliotheksbestand eingearbeitet. Ca. ein Drittel des alten Lesesaal-Bestandes wurde für den neuen Lesesaal im Lichthof umgearbeitet und hierfür zumeist neu katalogisiert.
Sondersammlung
Im März wurden die ersten Kisten vor allem mit Archivalien aber auch Büchern mit Bezug zu Zentralasien aus dem Nachlass von Dr. Reinhard Eisner dem ZMO überreicht. Der Nachlass besteht sowohl aus Print-Kopien der Primärquellen aus unterschiedlichen Archiven in Zentralasien und Russland als auch aus Digitalisaten. Alle jene Quellen als auch die Bücher liegen in unterschiedlichen Sprachen wie russisch, tadschikisch und usbekisch vor. Der wissenschaftliche Mitarbeiter Samuli Schielke übergibt den künstlerischen Nachlasses von Daniela Swarowsky († 01.06.2019), welche von 2010 bis 2014 mit einem ZMO-Stipendium als Kuratorin einer interdisziplinären Ausstellung für das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt "In Search of Europe" arbeitete. Zu diesem experimentellen Ausstellungsprojekt hat sie Arbeitsprozesse, Gespräche und Recherchen archiviert. Zudem enthält der Nachlass Materialien u.a. zu Migration, Urbanität, Poskolonialität und Stadtgeschichte von Rotterdam, zur Filmserie "Messages from Paradise", zu experimenteller und elektronischer Musik, private Dokumente zu ihrem Werdegang, private Briefe, Zeichnungen usw. Der Nachlass wurde in 19 große Boxen, 5 kleinere Boxen und 10 Ordner sortiert. Im Dezember übergibt Frau Dr. Sabine Schilfert den wissenschaftlichen Nachlass von Dr. Semaan (Simon) Harik (1941-2017). Harik arbeitete im libanesischen Film- und Fernsehbereich, studierte ab 1964 an DDR-Hochschulen und arbeitete nach seinem Studienabschluss 1971 in der DDR als Regisseur und Bildjournalist. Bis 1989 war er Mitglied des Verbandes der Film- und Fernsehschaffenden der DDR. Der Nachlass enthält vor allem Bildmaterial zur Zeitgeschichte des Nahen Ostens. Von 2823 Mikrofiches der Sammlung "The Indonesian Hajj - the Pilgrimage to Mecca from the Netherlands East Indies 1872-1950" wurde eine Sicherungskopie erstellt und auf dem Server gespeichert. Ca. 15 GB Dokumente zur Verwaltung der arabischen Provinzen des Osmanischen Reiches (3.153 Dateien in 238 Ordnern) wurden über den ZMO-Server (passwortgeschützt für die Nutzung im Neuen Lesesaal, wo die entsprechenden Findbücher stehen) zugänglich gemacht.
Austausch und Kooperation
In Zusammenarbeit mit der Bibliothek des Orient-Instituts-Beirut wurde zu Jahresbeginn ein Teil der Archivalien aus dem Nachlass von Fritz und Gertraude Steppat aufgearbeitet und gescannt. Hier findet sich in den Tagebüchern sowie unter der Signatur Hn 8, 1-3 auch Material zum Orient-Institut. Dieses war von der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft 1961 in Beirut gegründet worden und Fritz Steppat leitete das Institut von 1963 bis 1968 als Direktor. Da somit das OIB im Jahre 2021 sein 60-jähriges Jubiläum feiert wurde nach Material gesucht, welches insbesondere die Zeit jener ersten Jahre illustriert. Mit dem Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV) wurden Verhandlungen geführt hinsichtlich einer vom GBV berteuten zukünftigen Nutzung der Software MyCoRe durch die ZMO-Bibliothek.
Zahlen
Im Bereich Monografien wurden im Jahre 2021 insgesamt 1.515 Medieneinheiten erworben. Der Bestand aktueller Literatur seit Bestehen der Bibliothek (1992) erreicht damit 40.082 Medieneinheiten. Zusammen mit den Nachlässen umfasst der gesamte Bestand ca. 85.000 Medieneinheiten. Zusammen mit den 60 laufenden Zeitschriften beträgt die Anzahl der Zeitschriftentitel des Neubestandes insgesamt 302 Titel. Die Anzahl aller Mikroformen beträgt 8.271 (756 Mikrofilme, 7.515 Mikrofiches), die Anzahl aller abonnierter elektronischer Zeitschriften beträgt 19.227. Über MitarbeiterInnen und Affiliierte des Institutes hinaus gab es von externen Personen 17 registrierte Lesesaal-Nutzungen sowie geschätzt 40 externe E-Mail-Anfragen hinsichtlich aller Bestände und 12 Anträge von externen Personen für die spezielle Nutzung der Sondersammlung Forschungsakten.