Translokale Verflechtungen neu denken: Perspektiven aus Asien, Afrika und dem Nahen Osten
Das ZMO-Forschungsprogramm Translokale Verflechtungen neu denken: Perspektiven aus Asien, Afrika und dem Nahen Osten erforscht, wie soziale Akteur*innen in ihren Erfahrungen, Wahrnehmungen und Praktiken mit Spannungen und Herausforderungen umgehen, die aus translokaler Vernetztheit erwachsen. Dies geschieht in dem Bewusstsein, dass die Gesellschaften dieser Akteur*innen oft (auf charakteristische Weise) selbst von der spezifischen Geschichte solcher Verflechtungen und den daraus resultierenden Spannungen geprägt sind. In historischer Hinsicht konzentriert sich die Forschung auf globale Netzwerke größtenteils muslimischer Gesellschaften (bzw. deren jeweiligen Gegenübern) vom 16. bis zum 21. Jahrhundert. Weitere Forschungsdimensionen betreffen existenzielle Erfahrungen und Transformationen sozialer Praktiken; räumliche (Re-)Konfigurationen; begriffliche Strukturen, Visionen und Revisionen innerhalb solcher Verflechtungen; wirtschaftliche Beziehungen sowie Formationen und Reformationen des Religiösen, Rechtlichen und Politischen.
Das Forschungsprogramm wird mit Blick auf die folgenden vier thematischen Schwerpunkte bearbeitet, die den Rahmen für vier entsprechende Forschungsfelder bilden: 1. Lebensalter und Generation, 2. Umwelt und Gerechtigkeit, 3. Geschichtsbilder, 4. Umstrittene Religion. Daraus resultierende Querschnittsthemen werden in verschiedenen Formaten und von unterschiedlichen Forscher*innen aus den jeweiligen Forschungsfeldern bearbeitet. Hierbei werden gemeinsame methodische und theoretische Herausforderungen aus einer vergleichenden Perspektive diskutiert. Dadurch kann die empirische Arbeit an spezifischen Materialien, Archiven, Feldbeobachtungen und Texten durch begriffliche Überlegungen begleitet werden, die es den Forschenden erlauben, sich an einschlägigen theoretischen Debatten zu beteiligen. Besondere Beachtung gilt dabei begrifflichen Strukturen und Theorien aus den Forschungsregionen des ZMO. Damit kann die am ZMO angesiedelte Forschung dazu beitragen, die eurozentristische Dominanz der Geistes- und Sozialwissenschaften zu überwinden.
Das ZMO charakterisiert eine disziplinäre Vielfalt, die von den Geschichtswissenschaften, über die Sozial- und Kulturanthropologie und die Islamwissenschaft bis hin zur Politikwissenschaft und weiteren Fächern reicht. Da die Forscher*innen am ZMO über fundierte Regional- und Sprachkenntnisse verfügen, können sich ihre Forschungsperspektiven besonders nah auf translokale Akteure sowie deren Erfahrungen und Interpretationen einlassen. Viele Wissenschaftler*innen am ZMO unterhalten langfristige Beziehungen zu ihren Forschungsregionen, führen ihre Forschung in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern durch, oder kommen selbst aus den Regionen.