Sondersammlung

Die Sondersammlung des ZMO: Geschichte und Ziele für die Nutzbarmachung

Geschichte: Das ZMO ist aus einem Teilbereich der Akademie der Wissenschaften der DDR, nämlich dem Institut für allgemeine Geschichte/Geschichte der Entwicklungsländer entstanden. Die direkte Vorgängereinrichtung des ZMO war der Forschungsschwerpunkt Moderner Orient (FSP-MO). Nachlässe verstorbener Mitarbeiter wurden in die 1992 gegründete Bibliothek eingegliedert, wenn es sich um Bücher/Sonderdrucke/Graue Literatur handelte, Papiere aus den Nachlässen wurden als Sammlungsgut der Bibliothek aufbewahrt (z. B. Höpp, Herzog, Petra und Jochen Heidrich). Hinzu kamen Ankäufe (z. B. Krüger und Archivalien-Reproduktionen mit DFG-Mitteln) sowie Schenkungen (Fritz und Gertraud Steppat, Ende), deren Bücher die Bibliotheksbestände ergänzen und erweitern sowie Quellenmaterial für neue Forschungen bieten sollten. Zunächst nur einzelne Nachlässe oder Schenkungen kamen nicht aus dem Akademie-Umfeld, nahmen aber Bezug auf die Forschungsthemen des ZMO. Mit der Zeit wurden diese Bestände zahlreicher (Schmidt, Vocke, Albach, Weiss, Eisener, Harik, Mernissi).

Vor allem die frühen Nachlässe stehen im engen Zusammenhang mit der Geschichte des Instituts und dem Übergang von der Akademie über die Fördergesellschaft Wissenschaftliche Neuvorhaben (eingerichtet und betreut von der Max-Planck-Gesellschaft) und dem FSP-MO zu einem Geisteswissenschaftlichen Zentrum ab dem 1.1.1996. Zusammen mit den umfangreichen Beständen „westdeutscher“ Herkunft bilden sie die deutsche Forschungslandschaft gegenüber den Forschungsregionen sowie auch die Etablierung und Institutionalisierung dieser Forschung ab. Ein Teil dieser Institutsgeschichte findet sich in den im Sekretariat verbliebenen Originalakten des FSP-MO vor der Gründung der GWZ. Weitere Institutsakten sind der Bestand von Achim von Oppen (AvO), der ab 1996 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut und von 2001 bis 2007 dessen Vizedirektor war. Ergänzt werden diese Akten auch durch die Plakate und Audiodateien zur Ausstellung und Konferenz „Geteilt.Vereint.Global. Vom Forschen im geteilten Deutschland zum Forschen ohne Grenzen“ (GVG), die 20 Jahre nach der Gründung des FSP-MO am Institut durchgeführt wurde.

Zusammengenommen bieten die Bestände die Möglichkeit, ost- wie westdeutsche Forschungsgeschichte über Jahrzehnte hinweg zu nachzuzeichnen und Bezüge zwischen den Akteuren in den verschiedenen Beständen, die sich nicht selten überlappen, zu recherchieren. Obwohl unser Ziel die Öffnung der Sondersammlung ist, müssen zur Zeit einige Materialien (Korrespondenz, Gutachten u. Ä.) unter Beachtung von Persönlichkeitsrechten noch für die Nutzung gesperrt bleiben. Auch die Institutsakten sind noch nicht zugänglich.

Gliederung: Heute sind die Bestände der Sondersammlung des ZMO in fünf Bereiche untergliedert:

A: Vor- und Nachlässe, Schenkungen von Forscher*innen (schriftliches Sammlungsgut, ohne Bücher)

B: Reproduktionen von Archivgut (Bestände, die ausschließlich diese Reproduktionen enthalten)

C: Zeitungssammlung

D: Institutsgeschichte (FSP-MO, ZMO/AvO, GVG)

E: Kleinbestände

Bedeutung: Das Archivgut ist vor allem nichtstaatlicher Provenienz mit hoher Bedeutung für die Beforschung internationaler historischer, anthropologischer und kultureller Themen. Einzigartige Bestände stammen von bedeutenden Wissenschaftlern und Professoren (A). Die im Zusammenhang mit Forschungsprojekten oder direkt (v. a. mit Drittmitteln) angeschafften Reproduktionen aus internationalen Archiven (vor allem aus Südasien) bieten vielen internationalen Wissenschaftler*innen Zugang zu historischen Quellen, den sie sonst nur schwierig oder gar nicht erhalten würden (B). Die Sammlung v. a. arabischer Tageszeitungen ist authentisches Anschauungs- und Forschungsmaterial für Studierende und Forschende (C). Und Akten zur Institutsgeschichte dokumentieren in ihrem Verlauf den Übergang von regionalwissenschaftlich orientierter historischer Forschung zu einem interdisziplinären transnationalen Ansatz, der gegenwärtig stark auf muslimische Gesellschaften fokussiert ist (D).

Die Sondersammlung des ZMO ist von bleibendem Wert und richtet sich vor allem an forschende Nutzer*innen. Sowohl die vorhandenen Bestände als auch Neuzugänge orientieren sich an ihrem Forschungspotenzial, an Relevanz und Qualität. Die aktive Sammlungstätigkeit des ZMO ist jedoch aktuell stark eingeschränkt, da zu wenig Raum zur Lagerung vorhanden ist. Außerdem gibt es z. Zt. Erschließungsrückstände, die mit dem vorhandenen Personal in absehbarer Zeit nicht abgebaut werden können.

Nutzung: Unser Nutzungskonzept sieht es vor, die vorhandenen Bestände möglichst weitgehend für die Forschung zu öffnen und ihr Potenzial weiter als bisher bekannt zu machen. Hierzu ist zunächst ein Erschließungsschub nötig. Im 2023 eingerichteten ZMO-Repositorium werden die Bestände mit ihren Metadaten digital verzeichnet und dadurch recherchierbar gemacht. Diejenigen Verzeichnungen, die seit 2007 im damaligen elektronischen Findbuch erfolgt waren, wurden in das Repositorium übernommen. Wo es rechtlich unbedenklich ist, sollen Digitalisate (Scans) mit den Metadaten im Repositorium verknüpft und ortsunabhängig einsehbar gemacht werden. In einigen Fällen ist dies bereits möglich (v. a. Gerhard-Höpp-Bestand). In anderen Fällen sind bisher nur die Metadaten als Findmittel online. Ziel ist es, alle Bestände digital zu verzeichnen und möglichst viele Digitalisate zu verknüpfen. Bei der Auswahl der Scans wird neben der Rechtesituation die Relevanz für die Forschung sowie der konservatorische Zustand der Originale ausschlaggebend sein. Der Zeitrahmen der Umsetzung dieser Ziele wird von der Personal- und Budgetsituation des Instituts bestimmt.