Muslimische Welten – Welt des Islams? Entwürfe, Praktiken und Krisen des Globalen
Hauptforschungsprogramm 2014-2019
Das ZMO hat in den letzten Jahren seine zentrale Stellung als Institut der interdisziplinären und historisch-vergleichenden Forschung über islamisch geprägte Lebenswelten etabliert. Gleichzeitig wurde es zu einem international stark nachgefragten Ort des wissenschaftlichen Austauschs zu transregionalen Verbindungen zwischen Afrika, Asien, dem Nahen Osten und Europa. Das Forschungsprogramm von 2014-2019 baute auf die vorangegangenen Forschungsprogramme Abgrenzung und Aneignung in der Globalisierung (1996-2000), Translokalität (2000-2007) und die erste Hälfte des Programms Muslimische Welten – Welt des Islam? Entwürfe, Praktiken und Krisen des Globalen (2008-2013) auf.
In der gegenwärtigen Phase der Globalisierung, welche durch digitale Verknüpfung und damit mögliche Echtzeitkommunikation und -information noch einmal beschleunigt und intensiviert wird, kommt dem Verständnis anderer Weltregionen, ihrem Verhältnis untereinander und zu Europa eine zentrale Bedeutung zu. Mit ihrer Forschung untersuchten die Mitarbeiter*innen des ZMO aus verschiedenen disziplinären Perspektiven kulturelle, soziale, politische und ökonomische Prozesse und befragten diese insbesondere im Hinblick auf die Bedeutung des oft auf diese Regionen angewandten religiösen Paradigmas. Dabei interessierte sich das ZMO besonders für die gesellschaftlichen Akteure von Globalisierungsprozessen in historischer Perspektive; für ihre Handlungen, Motivationen, und Möglichkeiten, ihre Reisen in Raum und Zeit, zwischen Kontinenten und Kulturen. Eine wichtige Erkenntnis der Forschungen zwischen 2000 und 2007 war die Bedeutung von parallelen Ent- und Begrenzungsmechanismen gerade in Zeiten, die scheinbar ausschließlich durch zunehmende globale Vernetzung geprägt. Ferner zeigte sich der Netzwerkcharakter von Globalisierung, die nicht mehr allumfassend, sondern als eine Vielzahl einander überlagernder, grenzüberschreitender Zirkulations- und Ausgrenzungsprozesse aufgefasst wurde. Der Begriff der „Translokalität“ wurde wesentlich am ZMO ausgearbeitet, um diese Entwicklungen präziser zu fassen, als es der oft teleologisch und eurozentrisch verstandene Globalisierungsbegriff erlaubt.
Die zweite Phase des ZMO-Forschungsprogramms Muslim Worlds – World of Islam? knüpfte hier an. In vier miteinander verbundenen Forschungsfeldern bearbeiteten die Wissenschaftler*innen folgende Fragen:
- Was bedeutet Fortschritt? Welche Konflikte um die Deutung dieses Begriffes zeigen sich?
- Wie werden Zugang und Verteilung materieller Ressourcen ausgehandelt und wie wird ihre Verwendung in neuen ökonomischen Zusammenhängen (auch religiös) gedeutet?
- Wie hängen Lebens- und Wissenswege in unterschiedlichen historischen Konstellationen zusammen, wie verändern sie sich?
- Was kennzeichnet Städte als Laboratorien des Wandels?
Das Programm wurde gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Zum Volltext (Englisch) geht es hier.