1. Leibniz-Zentrum Moderner Orient
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  4. Städte als Laboratorien des Wandels
  5. Die osmanische und postosmanische Stadt als Laboratorium des Wandels: Städtische Integration und Desintegration an den Rändern von Aleppo, Kairo und Tunis

Städte als Laboratorien des Wandels

PD Dr. Nora Lafi

Das Forschungsprojekt geht davon aus, dass eine Betrachtung der "Ränder" einen wichtigen Ansatzpunkt bietet, um städtische Gesellschaften in ihrer historischen Entwicklung zu verstehen. Dies gilt nicht nur im osmanischen Kontext, sondern auch für die spätere Entwicklung von Städten von der Kolonialzeit bis in die Gegenwart. "Rand" wird hier unter verschiedenen Gesichtspunkten verstanden, stadtmorphologisch ebenso wie sozialgeschichtlich. Somit erforscht das Projekt nicht nur Fragen räumlicher Randständigkeit und Zentralität. Es befasst sich auch mit dem Thema sozialer Marginalität, etwa jener von Minderheiten, aber auch anderer Gruppen, welche nicht an der politischen Gestaltung städtischen Lebens beteiligt waren. Es betrachtet ferner, unter welchen Umständen diese Randständigkeit zur Grundlage von Aufstandsbewegungen wurde.
Zudem wird der Rand als das Ergebnis der begrenzten Aufnahmefähigkeit städtischer Systeme aufgefasst: Er umfasst all jene Orte, Zeiten oder Subjekte, die von urban governance und governance of diversity ausgeschlossen waren. Darunter fielen Minderheiten innerhalb von Gemeinschaften, schwächere Faktionen und Clans, die in unruhigen oder von internationalen Rivalitäten geprägten Zeiten zentrifugalen Klientelspielen unterworfen waren.